Videoprojekt „gestern.heute.morgen“ begleitete junge Geflüchtete ein Jahr lang
Dass so viele Menschen zur Filmpräsentation ins Musische Zentrum kommen würden, war für alle Beteiligten des Projekts eine Überraschung. Der Star des Abends: Mamadou. Das here-Redaktionsmitglied beeindruckte die Gäste mit seinen selbstgeschriebenen Songs. Ein gelungener Abschluss für das einjährige Videoprojekt „gestern.heute.morgen“, das junge erwachsene Geflüchtete aus Bochum auf ihrem Weg der Integration begleitete
„Der Abend, an dem das Konzert stattfand, war einfach großartig. Es waren viele von meinen Freunden da, sogar mein Chef ist gekommen“, erinnert sich Mamadou, „ich habe noch nie zuvor vor so vielen Leuten meine Musikgespielt. Das war sehr schön!“ Der 28-Jährige aus Guinea gehört zur Gruppe der jungen erwachsenen Geflüchteten, die beim Videoprojekt „gestern.heute.morgen.“ des Kommunalen Integrationszentrums (KI) Bochum teilgenommen haben. Ein knappes Jahr lang haben Geflüchtete Videos über sich und ihr Leben in Bochum gedreht. Gemeinsam mit Katharina Cygan und Kai Bernhardt, zwei Filmemachern der Ruhr-Universität, ist daraus ein Dokumentarfilm entstanden.
„Ich habe an dem Filmprojekt teilgenommen, um neue Leute kennen zu lernen, um mein Deutsch zu verbessern und allgemein mehr über Deutschland und Bochum zu erfahren“, erzählt Mamadou. In regelmäßigen Abständen haben sich die Geflüchteten mit den Filmemachern getroffen, sich mit den Videokameras ausprobiert und Szenen aus ihrem Alltag gefilmt.
„Das Idee des Projekts war aufzuzeigen, welche Bemühungen junge Geflüchtete unternehmen, um sich in die Bochumer Gesellschaft zu integrieren“, erklärt Projektleiterin Bettina Schmidt vom KI. Es sei eine besondere Herausforderung, dass im Herkunftsland begonnene Lebensentwürfe und Bemühungen für ein zufriedenes Leben hier in Deutschland gar nicht oder nur teilweise umgesetzt werden können. „Sie müssen im Schnelldurchlauf eine neue Sprache lernen, einen Schulabschluss machen und hoffen, dass ihre bisherige berufliche Ausbildung, das Studium und berufliche Erfahrungen anerkannt werden. Von früheren Lebenszielen müssen sie oft Abstand zu nehmen, aber auch neue Chancen ergreifen.“
Jager stieg erst Mitte des Jahres beim Videoprojekt ein. Videos zu drehen, ist das Hobby des jungen Syrers. Er hat sogar schon einen eigenen Youtube-Kanal. Für ihn war es ebenfalls wichtig, mit dem Videoprojekt sein Deutsch zu verbessern und Gleichgesinnte kennenzulernen. Er geht zur Realschule, möchte danach Abitur machen. „Ich habe viele Tipps zum Filmemachen in diesem Projekt bekommen und weiß jetzt, was wichtig ist, um einen guten Film zu machen.“
Mamadou gab das Videoprojekt Selbstvertrauen – vor allem beim Thema Musik. In dem 30-minütigen Dokumentarfilm präsentiert er einen seiner Songs. Bei der Abschlussveranstaltung im November spielt er erstmals mehrere Lieder vor einem großen Publikum. In seinen Texten verarbeitet er seine Erlebnisse und Gefühle. „Das Videoprojekt hat mir sehr geholfen. Ich weiß jetzt, dass ich auch Musiker sein möchte.“
Von den Videoaufnahmen, die während des Jahres entstanden sind, zeigt der Abschlussfilm drei der Projektteilnehmer auf ihrem ganz persönlichen Weg: Mamadou, Diouldè und Jager – alle gehören zum here-Team. Während Mamadou sich neben seiner Berufsausbilung nun auf die Musik konzentiert, will Jager weiterhin kleine Videofilme drehen. Diese könnten bald das Medienangebot auf der here-Homepage erweitern. „Artikel zu schreiben, ist nicht so mein Ding“, meint der 17-Jährige, „aber für mich wichtige Themen stattdessen als Film zu zeigen, schon.“